Die Reise nach Chile



Mittwoch, der 10. Januar bis Montag, der 22. Januar 2018


Als ich am Dienstag, dem 9. Januar wieder in Bariloche landete, fühlte es sich an, als würde ich nach Hause kommen. Endlich hatte ich wieder die Sicht auf den Lago Nahuel Huapi und traf am Busterminal auf Christiane, Hanneli, Vinz und Lisa, die ein Flugzeug früher angekommen waren. Da es nur so vor Touristen wimmelte, konnten wir auch nicht zusammen den Bus nach Villa La Angostura nehmen, da schlicht und einfach alle Tickets ausverkauft waren.

Nach zwei Stunden trafen wir uns wieder bei den Vieren in der WG, wo ich übernachten würde. Wir aßen zusammen Abendessen und gingen alle relativ früh ins Bett, da wir noch ziemlich müde von unserem Seminar waren. 

Den nächsten Tag mussten die anderen wieder arbeiten, sodass ich einfach ein bisschen auf dem Sofa chillte und später am Abend wieder zurück nach Bariloche fuhr, wo ich gegen 23:00 Uhr auf Mama und Thomas traf, die aus El Chaltén kamen. 

Die beiden konnten nicht aufhören von ihrer Tour im Süden zu schwärmen, die ich im Februar noch mit Papa machen würde. 

Zusammen gingen wir noch einmal hinunter in die Stadt und kauften uns Hamburger.


Am folgenden Tag begrüßte uns eine strahlende Sonne, sodass wir am See faul rumlagen und Thomas sogar einmal ins Wasser ging. Mama und mir war es zu kalt :)


Am Freitag fuhren wir drei gegen Mittag los nach San Martín de los Andes. Der Ort liegt noch nördlich von Villa La Angostura und die Fahrt dort hin war ein Traum. Zuerst fuhren wir an einem kleinen Bach entlang, der langsam immer größer wurde und sich durch die immer schroffer werdende Landschaft schlängelte. An einer Stelle sahen wir wahnsinnig hohe Felstürme, die in den Himmel ragten und irgendwie unecht wirkten. 

In San Martín zogen wir in ein Hostel und gingen dann an den Lago Lacár. Wir schauten uns außerdem das kleine Städtchen an und aßen am Abend alle zusammen mit den anderen Hostelgästen ein Pizza.

Am nächsten Morgen mussten wir wahnsinnig aufstehen, da unser Bus schon um 6:00 Uhr abfahren würde. Am Anfang war es richtig kalt, sodass ich mir mit Mama einen Schlafsack teilte. Wir saßen wieder ganz vorne oben im Bus und genossen die Aussicht auf den Vulkan Lanín, der immer höher vor uns aufragte. 

Die Grenzkontrolle dauerte eine Ewigkeit, aber wir kamen ohne Probleme durch. Über ein paar Vorschriften mussten wir wirklich lachen. Z. B. Durften wir keine Erde aus Argentinien mit nach Chile bringen. So ließen uns die Busfahrer alle über eine Pappe laufen, bevor wir wieder in den Bus einstiegen. Wenig später kamen wir in Pucón an. Eine kleine hübsche Stadt mit einem großen See und einem richtig schönen Vulkan. Er war schneebedeckt und rauchte die ganze Zeit über vor sich hin. 

Wir gingen im See baden und schauten uns die Stadt an. Irgendwie wirkte der Vulkan total unecht :) 

Man kann auch auf ihn hinaufsteigen und in den Krater hineinsehen, jedoch entschieden wir uns dagegen, zumal es 100€ kosten würde pro Person.

Am Sonntag, einen Tag später, war Ironman, sodass wir nicht aus der Stadt hinauskamen. Es fuhr kein Bus, da sämtliche Straßen abgesperrt waren.

Wir schauten uns die Sportler an und gingen Kaffee trinken.

Montag gingen es weiter nach Valparaíso. Wir hatten ein Apartment für uns, das in einer eher ärmeren Gegend der Stadt lag. Es war wunderschön und weil es so weit oben lag, konnten wir die ganze Stadt überblicken bis hin auf den Pazifik, der sich vor uns ausbreitete. Mir gefielen all die bunten Häuser und ich hatte richtig Spaß daran, sie alle zu fotografieren. An den Mauern sahen wir richtige Kunstwerke und auch hatten wir das Gefühl, dass nicht sehr viele Touristen herumliefen. 

Am zweiten Tag besichtigten wir das Haus von ????....     und fuhren dann hinunter ans Meer. Schon irgendwie cool mal am Pazifik gewesen zu sein :) 

Mittwochmittag fuhren wir dann zu unserer letzten gemeinsamen „Station“ - Santiago de Chile. 

Wir schauten uns das Party-Viertel an und hörten einer Band zu, die richtig gut war. 

Abends gingen wir essen. Wir genossen unser Zusammensein.

Am nächsten morgen war ich nicht so gut drauf, was ja auch nicht wirklich ein Wunder war, weil ich an diesem Tag Mama und Thomas verabschieden musste.

Ich begleitete die beiden zur Busstation und dann sagten wir Tschüss. Wir würden uns erst in sieben Monaten wieder in Deutschland sehen. Ich glaube, dass die Zeit schnell vorbeigehen wird und dass es trotzdem lang ist. 

Ich beschloss danach auf den kleinen Berg Santa Lucía zu steigen und konnte die große Stadt von oben betrachten. 

Abends traf ich dann David und Alina - zwei Freiwillige, die in Santiago im Kindergarten arbeiten. 

Wir gingen zu Davids Gastfamilie und aßen etwas bevor wir wieder ins Zentrum fuhren. Dort trafen wir Felipe, ein Chilene, den David kennengelernt hatte. Er sprach gut deutsch und zusammen aßen wir ein Eis. Wir unterhielten uns über alles mögliche.

Bis Montag würde ich bei David im Zimmer schlafen. 

Am kommenden Morgen mussten wir früh aufstehen, da David und Alina arbeiten mussten.

Ich nutze die Zeit und stieg als erstes auf den Cerro San Cristobal, auf dem eine große heilige Statue steht. Oben angekommen wurde ich von einem Panorama belohnt. Man konnte auf die gesamte Stadt gucken und erkannte auch die Berge. Leider hing dicker Smog über der Stadt. 

Wieder unten schaute ich mir verschiedene Gebäude an und ging in ein Museum, in dem Kunst ausgestellt wurde.

Später traf ich mich wieder mit Alina und David. Wir waren mit Fenja verabredet, die in einem ärmeren Viertel von Santiago im Kindergarten arbeitet. Sie ist über eine andere Organisation da und erzählte sehr viel von ihrem Projekt. Wir saßen im Park und lauschten ihren Erzählungen und erzählten von unseren Projekten.

Samstagmorgen begleitete ich David zur Post, wo er ein kleines Päckchen aus Indien in Empfang nahm. Ein kleiner Brief und indische Gewürze waren darin. Der Brief kam von einer Deutschen, die in Indien in einem Projekt arbeitete.

Kurz darauf trafen wir uns mit Alina und gemeinsam gingen wir zu einem großen Markt, der in insgesamt fünf Markthallen stattfand. Kaufen konnte man vor allem Nahrungsmittel und vielerlei anderes. Es war ziemlich eng und voller Menschen, doch es gefiel uns sehr gut.

Abends kochten wir einen indischen Blumenkohl mit den Gewürzen aus Indien dazu gab es Reis und Naturjoghurt. Ich genoss das scharfe Essen, denn in Argentinien aß ich so gut wie nie scharf. 

Anschließend gingen wir mit Felipe, der auch zum Essen gekommen war, in eine Bar und tranken Cocktails. Danach machten wir uns auf die Suche nach einem Club, wo wir tanzen gehen konnten und der nicht zu viel Geld verlangte.

Wir beschlossen in ”Hanger“ zu gehen, da wir die Türsteher runterhandeln konnten. Wir betraten den musikgefüllten Raum. Ich stellte fest, dass fast nur Männer hier tanzten. Männer mit Männern wohl gemerkt. Und ein paar wenige Frauen mit Frauen. Ich fragte Alina, was das denn für ein Klub ist und sie meinte es sei ein ”GayClub“. Ich musste erstmal lachen, denn damit hatte ich nicht gerechnet. Es war aber eine gute Wahl, da wir kaum angemacht wurden, nicht so wie am Morgen auf dem Markt, wo auf einmal ein Typ hinter mir stand, mir auf die Schulter tippte und fragte, ob ich seine ”novia“ (Freundin) sein möchte, wo ich dankend ablehnte. 

Wir tanzten bis zum Morgen und fuhren müde nach Hause, wo wir zu viert bei David im Zimmer schliefen.

Felipe musste früh nach Hause und Alina, David und ich frühstückten erst sehr spät. Wir unterhielten uns und ich hatte das Gefühl, dass wir uns nicht satt reden konnten. Es gab so viel zu erzählen um sich besser kennenzulernen. 

Gegen Abend fuhren David und ich in einen Park, wo wir uns weiter sehr gut unterhielten. Wir redeten über die tiefsten Themen und betrachteten die von der untergehenden Sonne angeleuchteten Anden. 

Den Montag verbrachte ich wieder alleine in der Stadt. Ich wollte ein paar Museen besuchen, doch als ich bei einem nachfragte, ob heute geöffnet ist, meinte die Dame nur, dass heute alle Museen geschlossen sind. Das sei jeden Montag so. Ich hörte mir stattdessen ein Ensemble mit Streichinstrumenten an, dass vor dem Museum spielte. Sie spielten die Vier Jahreszeiten von Vivaldi und richtig professionell. Meine Vermutung war, dass sie vielleicht Musikstudenten waren. 

Das Abendessen aßen wir wieder bei David mit Alina zusammen. Anschließend fuhren wir zum Busbahnhof wo wir uns nun verabschieden mussten. Wir wollen uns im Herbst vielleicht noch einmal in Pucón treffen und dann vielleicht auch zusammen mit Helene, da sie auch gerne mal nach Pucón fahren wollte.

Ich stieg jedenfalls in den Bus ein und verließ die Stadt, die ich am Anfang noch nicht so recht einschätzen konnte und jetzt eine Art Übersicht über sie hatte. Alina und David sind richtige Freunde geworden mit denen man über alles reden kann.


Die Busfahrt zurück nach El Bolsón dauerte 25 Stunden. Ich konnte am nächsten Tag wieder eine wilde Landschaft beobachten, als es hell wurde. Am Abend kam ich endlich an. Ich werde bis Papa Anfang Februar kommt, bei Claudia und ihrer Familie übernachten und in der Schule mithelfen. Dort wird gerade ein neues Klassenzimmer gebaut und irgendwie ist es ein gutes Gefühl dort mithelfen zu können. 

Außerdem freue ich mich schon jetzt auf die Tour mit meinem Vater. Ich bin gespannt, was wir unten im Süden von Patagonien erleben werden...



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