Zwei Wochen in der Escuela Waldorf Crisol de Micael

Montag, der 26. Februar bis Montag, der 12. März 2018


Die Ferien sind nun zu Ende und damit beginnt die Arbeit wieder. Zunächst einmal zog ich von Claudias Familie in die Schule ein. Ich baute mir in dem Zimmer neben dem Sekretariat mein Bett aus einer Isomatte, Schlafsack und einem aufblasbaren Kissen. Das musste für die kommenden zwei Wochen reichen.

Die Wiedersehensfreude mit den Maestros (Lehrern) war sehr groß. Alle fragten, wie es mir ging, was ich in den Ferien gemacht hatte, ob meine Eltern da gewesen waren und und und...

Die ersten zwei Wochen würde noch kein Unterricht stattfinden, sondern nur Vorbereitungen für das neue Schuljahr. Die ersten drei Tage verbrachte ich damit 140 neue Hefte herzustellen. Jedes Schulkind sollte ein Epochenheft für den Unterricht und ein Heft ”Comunicado“ bekommen. Auch die Kindergartenkinder bekamen ein Heft ”Comunicado“, in das für die Eltern alle Mitteilungen aus dem Sekretariat eingeklebt werden. 

Außerdem schnitt ich bei jeder Menge Papier die Ecken ab, das vor allem die jüngsten Kinder bekommen. Ich half Stühle und Tische tragen und räumte Möbel um. 

Am Wochenende kam Helene und zusammen verbrachten wir ein paar richtig schöne Tage. Wir gingen auf den Kunsthandwerkermarkt und an den Lago Puelo. Außerdem half sie mir am Montag sämtliche Wachsmalstifte und -blöckchen zu reinigen. 

Montagmittag hatte ich ein Gespräch mit der Lehrerin der nun zweiten Klasse Violeta. Sie kümmert sich jetzt darum, dass ich mit Aufgaben versorgt bin. Zusammen planten wir die ganze Woche durch. Außerdem würde ich ab jetzt immer von 8:30 / 8:45 Uhr bis 17:00 Uhr arbeiten. Wie genau mein Arbeitsalltag in der Schulzeit aussehen wird, weiß ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht ganz genau, doch das werde ich später für euch in einem anderen Blogeintrag schreiben. 

In der zweiten Woche hatte ich viele bunte Aufgaben und half überall, wo es gerade an etwas fehlte. 

Ich lernte außerdem vier neue Lehrerinnen kennen. Maria, Carolina, Bianca und Diana. Maria ist die neue Direktorin und dritte Kindergärtnerin. Sie ist eine ganz junge Frau und hat eine sehr sympathische Ausstrahlung. Sie will sich mit Marta (Kindergärtnerin), Violeta und Claudia um die Freiwilligenarbeit kümmern. Diana wird die vierte Klasse übernehmen. Sie wirkt ebenfalls sympathisch und sehr engagiert. 

Carolina ist die neue Lehrerin der ersten Klasse. Sie ist ein Mensch mit besonderer Ausstrahlung, doch Loana meinte heute zu mir, dass sie das Gefühl hat, Carolina wird nicht lange an der Schule bleiben. Ob sie damit wohl recht hat? Bianca kannte ich vorher schon ein wenig. Sie ist eine Freundin einer ehemaligen Gastmutter von mir. Sie wird von nun an Portugiesisch und Zeichnen unterrichten.  

Freitagabend fuhr ich nach Esquel zu Helene. Wir gingen am Samstag zusammen zum La Cruz. Das ist sozusagen der Hausberg von Esquel. Schon seit unserer Ankunft haben wir uns vorgenommen, diesen Berg zu besteigen. Das Gipfelkreuz sieht man sogar von unten. Samstag war es dann soweit. Wir hatten beide nicht so richtig Lust zuerst, weil wir uns ein bisschen träge und schlapp fühlten, aber das Wetter wollten wir ausnutzen. Also gingen wir erst die Straße hinauf durch ein armes Viertel der Stadt. Wir mussten einmal nach dem Weg fragen, weil er nicht besonders gut ausgeschildert war. Wir kamen zu einem Aussichtspunkt und bestaunten Esquel von oben. Der Weg führte mit angenehmer Steigung im Zickzack nach oben. Dann standen wir am Gipfelkreuz. Es fühlte sich so gut an, es endlich geschafft zu haben! Es war wie immer windig und gemeinsam aßen wir im Windschatten gutes Brot und Käse. Helene zeigte mir den Kindergarten von oben und die Eisenbahn ”La Trochita“, für die Esquel so bekannt ist. 

Zurück in der Stadt gingen wir in ein Café und nutzten das Wlan dort. Ich hatte die Woche richtig Pech mit dem Internet gehabt, vor allem weil so oft Stromausfall gewesen war. An dieser Stelle frage ich mich, wie das im Winter wohl werden wird? 

Sonntags machten wir uns einen gemütlichen Tag. Ich schnitt Helene die Haare, wir machten Pfannkuchen und Bananeneis und einen leckeren Smoothie. Später setzten wir uns noch einmal ins Café. Wir unterhielten uns über dies und das. Anschließend brachte mich Helene zum Busterminal und ich fuhr zurück nach El Bolsón. 

Ich schlief eine letzte Nacht in der Schule. Ich muss zugeben, es ist manchmal etwas gruselig gewesen, wenn man abends alleine im Dunkeln lag und das Holz knackte oder man fremde Geräusche hörte. Auch gab es die ganze Zeit über kein warmes Wasser, sodass ich mir entweder kalt die Haare wusch oder mir Wasser aufkochte und dies in einen großen Eimer füllte, um dann ansatzweise zu duschen. Da auch das Wlan in der zweiten Woche nicht mehr funktionierte, musste ich mir lauter Dinge ausdenken, die ich machen konnte. So erledigte ich viel von dem, was ich mir vorgenommen hatte. 

Ein Vorteil in der Schule zu wohnen war, dass ich mir mein Essen selber zusammensuchen  und auch selbst die Essenszeiten bestimmen  konnte. 

Heute, Montag, wurden alle Klassenzimmer hergerichtet und die letzten Malarbeiten abgeschlossen. 

Das neue Gebäude bzw. Klassenzimmer wurde heute von der zweiten Klasse bezogen. Es sieht wunderhübsch dort drinnen aus. 

Nach der Elternversammlung heute Abend werde ich in eine neue Gastfamilie ziehen. In die Familie von Marta (Kindergärtnerin). Ihr Mann Billy hat mich damals zusammen mit Kaspar vom Flughafen abgeholt. Sofia, der Tochter, gebe ich Klavierunterricht. Ich kenne sie also alle schon. Ich werde dort allerdings wohl nicht so lange bleiben und vielleicht schon am Ende dieser Woche die Familie wieder wechseln. 

Morgen, am Dienstag, beginnt der Unterricht wieder. Ich bin gespannt auf all die Gesichter. Auf bekannte und neue Gesichter. Ich bin gespannt auf das neue Schuljahr. 


Es ist Herbst geworden. Über Nacht. Noch vor einer Woche waren sommerliche 30°C. Einen Tag später regnete es und die Temperatur kühlte sich auf 15°C ab. Seit dem ist es so kalt und sogar kälter. Manche Blätter werden schon gelb und oben in den hohen Bergen hat es schon etwas geschneit. 

Es ist immer noch komisch mit den Jahreszeiten. Man weiß, welche als nächstes kommt, doch man freut sich nie so darüber, weil man immer daran denkt, wie es  gerade in Deutschland ist. Ich durchlebe die Jahreszeiten und habe das Gefühl, sie nicht richtig genießen zu können. 

In letzter Zeit sind die Gedanken an Deutschland intensiver geworden. Ich stelle mir viele Dinge dort vor, die ich machen möchte. Mit Helene habe ich ganze Listen geschrieben. Und es tut uns gut. Wir freuen uns richtig darauf, all das bald umzusetzen...


Viele Grüße aus El Bolsón!

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