Reise nach El Bolsón

Die Reise nach Argentinien startete in Hamburg. Dort verabschiedete ich mich von den letzten Menschen, die ich für mehrere Monate bzw. ein Jahr nicht mehr sehen würde. Ich war aufgeregt und dennoch traurig und konnte es gleichzeitig kaum erwarten endlich in das Abenteuer zu starten. 

In Hamburg klappte es alles schnell und einfach. Ich kaufte mir ein Wasser und eine Brezel. Die wohl vorerst letzte Brezel für ein Jahr... Als ich im Flieger saß, spürte ich, dass die Vorfreude und ein mulmiges Gefühl immer größer wurden. Das mulmige Gefühl hatte ich, weil ich noch nicht wusste, ob alles mit dem Flug klappen würde. 

Im Flugzeug mussten wir erst einmal noch warten, da ein Passagier nicht aufgetaucht war und der Koffer wieder entladen werden musste. Dann ging es tatsächlich endlich los. Ich begann das Buch zu lesen, das ich von meiner Mutter zu meinem Geburtstag geschenkt bekommen habe. «Die Geschichte der Bienen». Es gefiel mir. 

In Frankfurt angekommen, begrüßte mich ein wunderschöner Sonnenuntergang. 

Dann begann die Suche nach dem Gate. Es war ein Wettlauf gegen die Zeit, da der Frankfurter Flughafen sehr groß ist und durch die Verspätung mein Zeitpuffer geschrumpft war. Als ich endlich im richtigen Abschnitt des Flughafens war, musste ich die  gesamte Sicherheitskontrolle noch einmal passieren, da ich aus Europa ausreisen würde. Das war mir vorher nicht klar gewesen. Die Frau bei der Kontrolle schaffte es mich zu beruhigen und tatsächlich hatte ich dann noch Zeit um mir ein weiteres Wasser zu kaufen. 

Im riesigen Flugzeug saß ich zwischen einer Argentinierin und einem jungen deutschen Mädchen. Sie hieß Franci und war schon mal für einen Austausch in Argentinien gewesen. Das war echt toll, dass ich sie getroffen habe. Sie gab mir lauter Tipps und konnte mir nach unserer Ankunft in Buenos Aires direkt weiterhelfen, da sie fließend spanisch sprach. 

Da auch die zweite Maschine eine halbe Stunde Verspätung hatte, blieb mir nicht allzu viel Zeit, weil auch der Bus, der mich zum nationalen Flughafen ”Aeroparque Newberry" brachte, sich nur quälend langsam durch den Verkehr von Buenos Aires bewegte. 

Das, was ich von Buenos Aires sah, war irgendwie beeindruckend. Heruntergekommene Plattenbauten und halb zerfallene Häuser mit bunter Wäsche im Wind wehend, neben glänzenden modernen Hochhäusern. 

Im Flughafen angekommen, ging alles wieder von vorne los. Zunächst suchte ich den Schalter mit der Fluggesellschaft, mit der ich fliegen würde. Die Zeit war schon da sehr knapp. Am automatischen Check-In Schalter versuchte ich meinen Boardingpass zu bekommen, doch das funktionierte nicht - auch nicht mit der Hilfe einer jungen Argentinierin, die neben mir erfolgreich ihr Ticket ausdrucken konnte. Also stellte ich mich an der langen Schlange zur Kofferabgabe an. Ich hatte Glück; weil ich schon so spät dran war, wurden alle aufgerufen, die nach Bariloche wollten, um vor allen anderen dranzukommen. Am Schalter bekam ich dann auch mein Ticket. 

Zu meinem Gate fand ich dank eines älteren Mannes, der wohl öfter von Buenos Aires nach Bariloche fliegt. Er kannte sich sehr gut aus und ich brauchte ihm nur zu folgen. Ich war so dankbar dafür. Ohne ihn hätte ich mich wohl noch gefühlt stundenlang durchfragen müssen. Er sprach gutes Englisch, was für mich eine Erleichterung war. Wir unterhielten uns, während ich versuchte mit ihm Schritt zu halten. Wir schafften es pünktlich und wenig später startete ich ein letztes Mal in die Luft. Der Flug war sehr unruhig, weil wir immer wieder Gebiete mit Turbulenzen durchflogen, aber es war nicht sehr schlimm. Neben mir saß ein jüngerer Mann, der in ein fast volles Skizzenbuch in kurzer Zeit mehrere Menschen zeichnete. Er malte sie von Fotos auf seinem Handy ab, die er scheinbar von wildfremden Menschen gemacht hatte. Er malte wirklich gut. 

Als ich in Bariloche aus dem Flugzeug stieg, sah ich einen wunderschönen Regenbogen, der sich in dem wolkenverhangen Bergtal von der einen zur anderen Seite erstreckte. Dann traf ich auf Kaspar. Er ist der jetzige Freiwillige, der seine letzte Woche mit mir noch zusammen verbringt. 

Ein Vater aus der Schule war auch dabei. Er fuhr uns nach Bariloche rein. Während er noch Dinge zu erledigen hatte, schauten Kaspar und ich uns die Stadt an. Sie lag direkt an einem See und war ganz anders vom Baustil her, als Buenos Aires. Europäisch geprägt. 

In einer Bäckerei kauften Kaspar und ich etwas Gebäck, das ich bis jetzt nicht kannte. 

Am Abend fuhren wir dann mit dem Vater nach El Bolsón. Die Straße führte weit nach oben, sodass wir sogar Schnee durch die verregnete Nacht sehen konnten. Wir aßen von dem Gebäck - es war wirklich sehr lecker. Nach zwei Stunden Fahrt, in dem doch sehr alten Auto, kamen wir bei der Familie von Susana, eine Lehrerin aus der Schule, an. Es waren ihr Mann und die vier Kinder da. Alle begrüßten uns und ich fand sie alle von Anfang an sehr sympathisch. Zum Abendessen gab es einen Karotten-Sesam-Salat und einen geschichteten Auflauf mit Hackfleisch, Kartoffelpüree und Käse. Später kam noch Susana dazu - auch sie war sehr nett. Dann endlich konnte ich in mein Bett fallen. Ich schlief bei der großen Tochter im Zimmer, die 18 Jahre alt ist. Es regnete die ganze Nacht, aber das machte nichts. Mir war warm und ich war zufrieden, auch wenn neben mir durch das Dach etwas Wasser auf den Boden tropfte...


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