Kleine Alltagsgeschichten für Zwischendurch

~Die Schuhe~


Jano (gesprochen: „Hanno“) kenne ich von Beginn an. Er geht in den Kindergarten und ist ein ziemlich wilder kleiner Kerl. Er macht bei jedem Mist mit und hat aber auch manchmal sehr nachdenkliche, manchmal sogar traurige Stimmungen in sich. Jeden Morgen, wenn ich mit allen Kindern nach der Merienda hinausgehe, fragt er mich, wie rum er seine Schuhe anziehen soll. Welcher an den linken und welcher an den rechten Fuß gehört. Ich finde er ist dabei so süß, wie er das fragt und das jeden Tag aufs Neue. Als wenn er es sich einfach nicht merken könnte... aber ich denke, irgendwann hat er den Dreh raus :)


~Streit um ein Grasbüschel~


Eines Tages spielten alle Kinder draußen, als plötzlich Enya unter Tränen zu mir kam und mir erzählte, dass andere Kinder etwas von ihrem Grasbüschel abrissen. Es wuchs mitten im Beet und sah recht prächtig aus. Aus irgendeinem, mir unbekannten Grund, hatte Enya beschlossen, dass dieses Grasbüschel ihres war und sie es ihrer Mutter schenken wollte. Erst versuchte ich Enya zu erklären, dass die Pflanzen im Kindergarten allen Kindern gehören, aber das wollte sie nicht einsehen. Also beschloss ich den anderen Kindern zu sagen, dass sie vom Grasbüschel heute keine Grashalme mehr abzupfen sollen. Das taten die Kinder dann auch nicht mehr und so war Enyas Grasbüschel für diesen Tag gerettet!


~Beobachtung~


Als ich vor wenigen Tagen mit dem Bus von der Schule in die Stadt fuhr, war es sehr voll. Dicht gedrängt standen die Menschen, als eine Mutter mit ihrem Baby einstieg. Das Baby schaut mit seinen großen braunen Knopfaugen all die Menschen sehr interessiert an. Auch einen älteren Jungen mit seiner Mutter. Der Junge hat kleine Pausbacken, stirnlange Haare und war sehr stämmig. Als das Baby ihn neugierig anschaute, lachte der Junge verschmitzt - auch ich musste lächeln. 

Der Junge konnte dem starren Blick des Babys kaum standhalten und wendete sich zu seiner Mutter. Doch immer wieder musste er zum Baby schauen, das ihn weiterhin anschaute. Schließlich streckte er dem Baby seine Zunge raus, um dann wieder verschmitzt zu lächeln. Das Baby verzog weiterhin keine Miene. So ging es eine ganze Weile weiter.

Irgendwann stieg die Mutter mit ihrem Baby aus dem Bus aus. Die Situation hatte sich aufgelöst...


~Der Drucker~


Violeta ist die Tochter von Loana. Als noch keine Schule war, saß sie ab und zu bei Loana und mir im Sekretariat. Als Loana etwas ausdruckte, schaute sie sehr interessiert in den Drucker hinein. Sehr sehr tief, weil sie sehen wollte, wie die Buchstaben auf das Papier gelangen. 

Wenige Tage später, saß eine ehemalige Sechstklässlerin bei uns im Sekretariat. Als Loana wieder etwas ausdruckte, konnte ich wieder beobachten, wie auch sie sehr interessiert in den Drucker hineinschaute. 

Interessant, wie sich die zwei wohl das gleiche gefragt haben, obwohl sie sechs Jahre auseinander sind und nichts miteinander zu tun haben :)


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