Fin de Semana

Heute habe ich mich mit Helene vom Vorbereitungsseminar getroffen. Sie ist in dem etwa 120 km entfernten Ort Esquel ebenfalls für ein Jahr als Freiwillige. Nach dem ich gegen alle Vorschriften getrampt bin - bei einem älteren Ehepaar, das mir die Tageszeitung schenkte - stieg ich pünktlich in El Bolsón aus dem Auto. Nach einem kurzen Nachrichtenaustausch fanden Helene und ich uns. Es war schön jemanden zu sehen, der gerade etwas Ähnliches erlebt wie man selbst. Da wir nicht wirklich einen Plan hatten, gingen wir ein paar Schildern nach, die uns zum Fluss «Quemquemtreu» führten. Wir gingen über die Brücke und wanderten durch ein eher heruntergekommenes Wohngebiet mit der Richtung des Flusses. Der Weg wurde immer hübscher, allerdings war es mal wieder erstaunlich, wie viele Hunde es hier gab. Alle paar Meter wurden wir wütend angebellt, von meist mehreren Hunden auf einmal, die zu den Häusern gehörten und teils auch Straßenhunde waren. Eine Hündin hatte wohl beschlossen uns zu folgen und uns zu beschützen. Generell tun die Hunde einem hier nichts, allerdings ist es schon manchmal ein merkwürdiges Gefühl, so sehr angebellt zu werden und die doch sehr spitzen Zähne der Hunde zu sehen. Die Hündin neben uns, hatte es sich zur Aufgabe gemacht, jedem weiteren Hund zu zeigen, dass sie auf uns aufpasste. Ich fand es schön. Uns schaute sie immer wieder mit ihren braunen Augen an und lief vor. Helene und ich unterhielten uns über all die Dinge, die wir fühlten und die wir in den so wenigen Tagen schon durchlebt hatten. Einerseits war es heftig, wie schnell die Zeit schon vergangen war, aber andererseits war es genauso unglaublich, wie viel Zeit noch vor einem lag. Wir waren uns einig, dass Zeit auf irgendeine Art etwas sehr merkwürdiges war. Wie man es betrachtete, es war stets nie das Gleiche. 

Irgendwann wurden es immer weniger Häuser und der Weg wurde zugewachsener. Wir kamen an eine Holzbrücke, die nicht gerade sehr stabil aussah. Sie hing ganz schön durch und sah nicht aus, als würde sie einen Menschen noch tragen können - als würde sie jeden Moment zusammenbrechen, wenn man sie nur betrat.  Wir waren unentschlossen. Ungerne wollten wir den gleichen Weg zurückgehen, doch über die Brücke zu gehen erschien uns auch nicht sehr sicher. Schließlich entschlossen wir uns doch auf der Brücke das Wasser zu queren. Helene ging vor und ich wartete bis sie drüben war. Dann ging ich hinüber. Es war ein komisches Gefühl, weil man nicht wusste, was passieren würde. Es ging alles gut. Wir gingen wieder zurück nach El Bolsón und aßen unsere Brote. Auch die Hündin war noch immer bei uns. Eine Frau dort gab ihr Hundefutter. Das war sehr gut, denn wir hatten leider nichts, was dem Hund bekommen hätte. 

Wir beschlossen in ein Café zu gehen und bestellten uns Kaffee und Kakao und zwei Medialuna (Croissants). Es war warm dort drinnen und wir hörten Musik von vor ungefähr drei Jahren, die in einem argentinischen Stil gemixt war. Das war cool - man kannte die Lieder, aber trotzdem waren sie der argentinischen Kultur angepasst. 

Im Anschluss schauten wir uns den kleinen Kunsthandwerkermarkt an, der direkt um die Ecke lag. Es waren echt wunderschöne Dinge dabei - Schmuck, Brotbretter, Kleidung, Essen und vieles mehr. 

Wir schauten uns dann noch ganz El Bolsón an und trafen den Jungen wieder, der sich auf der Hüttentour verletzt hatte. Das war echt lustig, dass man sich so schnell wieder sah. Ihm ging es gut. Wir sprachen ein wenig auf spanisch und auf englisch mit ihm. 

Um 17:40 Uhr fuhr Helene dann mit dem Bus wieder nach Esquel und ich wartete vergeblich auf meinen Bus. Ich fand heraus, dass in meine Richtung keine Busse mehr fahren würden. Da es noch über eine Stunde hell sein würde, beschloss ich den Weg zu laufen. Es dauerte etwas mehr als eine Stunde, aber das machte nichts, denn schließlich hatte ich die ganze Zeit ein schneebedecktes Andenpanorama neben mir, das langsam eine leichte rosa Farbe von der untergehenden Sonne annahm. 

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