Esquel

Am Freitag, dem 22.09. fand in der Schule ein Gartentag statt, der zugleich feierlich mit dem Frühlingsanfang (ein Tag zuvor) in Verbindung gebracht wurde. Dem Frühlingsanfang wird hier in Argentinien mit voller Freude entgegen geblickt und es ist wunderschön zu sehen, wie sehr sich die Menschen hier auf diesen Tag freuen. Ich kann es sehr gut nachvollziehen, denn ich freue mich nach einem Winter auch immer auf die wärmere Jahreszeit, allerdings fällt es mir hier doch recht schwer, weil ich doch gerade erst noch den Sommer in Deutschland hatte... 

Trotzdem ist es wunderschön anzusehen, wie immer mehr Bäume rosa, weiße und gelbe Blüten tragen und schon die ersten hellgrünen, jungen Blätter zu sehen sind. 

Zurück zum Gartentag: Es wurden von den Klassen kleine Lieder aufgeführt und dann ging es ans Blumen und Bäumchen einpflanzen und später am Mittag mit den Eltern auch einige Dinge zu reparieren. 

Es war wirklich schön. Überall schwirrten beschäftigte Menschen herum, es wurde zusammen gegessen und am Ende waren all die Beete etwas bunter und farbenfroher von den neu eingesetzten Blumen. 


Am Nachmittag nahm ich den Bus nach Esquel. Ich würde das Wochenende bei Helene verbringen. Die Fahrt in den Süden war landschaftlich ganz anders als nach Bariloche. Es wurde zwischenzeitlich sehr flach und gleichzeitig waren kaum noch Pflanzen zu sehen. Es wuchsen auf den braunen Böden überall Grasbüschel, aber insgesamt war es sehr karg. Die Berge hatten sehr interessante Formen. Mal waren sie sehr rund und dann wieder hoch und gezackt.  

Als es schon dunkel war, erreichte der Bus Esquel. Ein Meer aus Lichtern empfing mich und etwas später holte mich Helene mit ihrer Gastmutter Ana am Bus Terminal ab. Am Haus angekommen, machte ich die Bekanntschaft mit den drei Hunden und nach und nach auch mit den zehn Katzen dort. Die Tiere verteilten sich aber doch ziemlich gut im Haus, wie ich fand. 

Ana servierte uns Pizza und später gingen wir schlafen.

Den nächsten Morgen startete ich mit einer wohlverdienten und ausgiebigen Dusche. Nach dem leckeren Frühstück machten Helene und ich uns auf den Weg zum Kindergarten. Einmal im Monat trafen sich dort die Erzieherinnen (und Eltern?), um dort zu kochen und Tee in Tüten zu füllen und selbstgemachte Handarbeiten zu verkaufen. Als wir dort eintrafen, war alles schon mitten im Gang. Wir halfen mit und Helene zeigte mir ihren Arbeitsplatz. Mir gefiel der Kindergarten sehr gut und auch die Menschen dort waren sehr herzlich und freundlich. 

Im Anschluss gingen wir von dort aus in die Innenstadt, um Essen zu kaufen für die zwei Tage, die ich hier sein würde. Den restlichen Tag verbrachten wir mit basteln von Sternlaternen aus dem Papier, was wir aus Bariloche vom Seminar mitgenommen hatten, Essen kochen, Wäsche waschen und jeder Menge Gespräche. 

Der Sonntag war ganz ähnlich, wir backten ein Brot und schauten uns am Nachmittag die Wahlergebnisse der Bundestagswahl in Deutschland im Fernsehsender "deutsche Welle" an. Das war merkwürdig: Auf der einen Seite waren wir in Gedanken ganz bei der Wahl, aber auf der anderen Seite war sie doch so fern, dass es einem irgendwie surreal erschien. 

Am Nachmittag liefen wir noch einmal zum Terminal, damit ich mir eine Fahrkarte für Montagmorgen kaufen konnte. Auf dem Rückweg kauften wir uns noch einen Weißwein, der, als wir ihn am Abend probierten, wirklich sehr lecker war (obwohl wir den billigsten genommen hatten...). 

Eine sehr tolle Entdeckung machten wir während des Essens auch noch: Als ich aus dem Fenster schaute, sah ich etwas merkwürdiges vorbeifliegen und sich auf eine Schnur setzen, die zwischen einem rot blühenden Busch und der Hecke vor dem Fenster gespannt war. Ich machte Helene darauf aufmerksam. Ein sehr kleiner, grüner Vogel saß dort. Einen so kleinen hatte ich noch nie gesehen. Einen Moment später flog er wieder los, aber nicht wie ein normaler Vogel, sondern wie... wie ein Kolibri! Es war tatsächlich ein Kolibri! Ich war wirklich beeindruckt und Helene schien es ähnlich zu gehen. Vor unseren Augen schwebte das Tier von Blüte zu Blüte und blieb in der Luft flügelschlagend stehen. Wir waren so fasziniert, dass wir uns erst einmal einen Wikipedia-Artikel über Kolibris durchlasen. Uns war beiden nicht klar gewesen, dass es so weit im Süden noch Kolibris gab. Laut dem Artikel sind diese Tiere sogar von Alaska bis Feuerland verbreitet. Wirklich beeindruckend!

 Wir ließen den Abend mit unserem Wein und dem selbst gebackenen Brot ausklingen. 

Montagmorgen fuhr ich dann wieder nach El Bolsón. Ich saß ganz vorne oben im Bus und sah einen wunderschönen Sonnenaufgang und schlief glücklich für eine Weile im Bus ein, bis mich der Arbeitsalltag in El Bolsón wieder einholte...


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