Eine traumhafte Wanderung

Samstagmorgen traf ich mich mit Helene in El Bolsón. Als sie aus dem Bus stieg, war die Wiedersehens-Freude groß. Immerhin hatten wir uns jetzt seit drei Wochen nicht mehr gesehen. 


Unser Plan für das Wochenende sah folgendermaßen aus: 


Wir wollten von El Bolsón entweder mit dem Bus oder dem Taxi nach Warton fahren. Warton ist ein kleiner Ort an dem sämtliche Wandertouren starten und liegt ungefähr 20 Minuten von El Bolsón entfernt. 

Von Warton aus wollten wir zur ersten Hütte, dem Refugio La Playita, und von dort an der zweiten Hütte, dem Refugio La Tronconada, vorbei zum Refugio Cajon del Azul wandern. In letzterer Hütte wollten wir übernachten und am nächsten Tag denselben Weg zurück wandern. 


Unser erster Weg in El Bolsón führte zunächst einmal zur Touristeninformation, da wir nicht wussten, wo die Busse abfahren und zu welchen Uhrzeiten. An der Information bekamen wir einen Fahrplan und eine Karte ausgehändigt. Der erste Bus nach Warton war schon gefahren und der zweite fuhr erst mittags, sodass wir uns für das Taxi entschieden. Bevor es los ging, kauften wir uns noch ein paar Croissants und ein Brot. Alles andere an Proviant hatten wir jeweils schon vorher besorgt. 

Die Fahrt mit dem Taxi ging schnell und als wir an der Warton-Ranch, einem kleinen Kiosk, ankamen, waren wir hochmotiviert endlich loszulaufen. 

Das erste Stück ging nur Bergabwärts in das Tal des Flusses Rio Azul (Blauer Fluss). Dort unten war es wunderschön. Es gab auch ein Restaurant dort, das inmitten von grünen Pflanzen lag. Das Wasser des Flusses war eiskalt. 

Wir gingen an dem Restaurant vorbei und standen nun vor zwei Brücken. Eine gesperrte alte Holzbrücke, die aussah als würde sie nicht mehr lange über dem Fluss hängen und eine etwas stabilere Brücke aus Stahl, die durchaus auch nicht viel stabiler war. Wir gingen nur einzeln rüber. Es war ein komisches Gefühl, denn es quietschte und knatschte und wackelte bei jedem Schritt. Ein Stück weiter kamen wir an wiederum zwei Brücken, die genauso waren, wie bei der ersten Flussüberquerung. Diese Brücke führte über den Rio Azul der hier im Tal in den Arroyo del Encanto Blanco (erste Flussüberquerung) fließt.  

Dann ging es bergauf. Ziemlich steil und ein ganzes Stück. Auf einem Felsen machten wir eine Pause und genossen den Ausblick auf die noch zum Teil schneebedeckten Anden. 

Etwas später wurde der Weg flacher und führte durch einen Wald, der sehr urig wirkte. Schließlich führte der Weg wieder am Fluss entlang und auf einmal hörten wir Musik. Als wir um die nächste Biegung kamen, sahen wir endlich die erste Hütte. Sie war wirklich wunderschön gelegen. Direkt am Fluss mit großem Steinstrand und einer Wiese. Das Wasser war kristallklar und türkisfarben. Hier aßen wir unser Mittagessen und sonnten uns. Da unser Wasser fast leer war, gingen wir zum Hüttenwirt und fragten, ob wir unsere Flaschen auffüllen können. Er meinte, dass wir das Flusswasser trinken können und dass das Wasser in der Hütte ebenfalls aus dem Fluss kam. Nun gut, was anderes blieb uns wohl nicht übrig. Also füllten wir unsere Flaschen auf und gingen nun weiter zur nächsten Hütte. Wir kamen an einem flachen Felsen vorbei, der direkt am Wasser lag und beschlossen auch hier ein bisschen Pause zu machen. Im Wasser war auf dem Felsen etwas algenartiges in das man hineinschreiben konnte. Das taten wir auch, wobei es sicher nicht lange dort bleiben würde. Wir machten immer wieder Fotos und genossen es einfach, an diesem schönen Ort zu sein. 

Als nächstes kamen wir an eine Brücke aus Drähten und Holz. Sie sah wirklich unstabil aus, was wir auch merkten, als wir sie überquerten. Das Wasser hier war sehr tief und hatte eine wunderschöne blaugrüne Farbe. Wir kamen heil am anderen Ufer an und waren schneller an der zweiten Hütte als gedacht. Hier lebten viele Tiere - Hühner, Hunde, Katzen und Schafe - und das Haus sah aus wie selbst zusammengezimmert. Wir sprachen mit der Frau und sie erklärte uns, dass es neue Gesetzauflagen gibt, die es immer schwieriger machen, die Hütten zu bewirtschaften. Aus diesem Grund hatte auch unsere Ziel-Hütte, Refugio Cajon del Azul, geschlossen. Wir beschlossen aber trotzdem noch ein Stück zu gehen bis uns der Weg zu unsicher wurde und wir zum Refugio La Playita umkehrten. Wir fragten dort, ob es eine Schlafmöglichkeit für uns gibt. Wir hatten Glück und als wir nach oben in den Schlafraum gingen, fanden wir sogar einige dicke Matratzen vor. Was ein Luxus! 

Wir kochten Nudeln mit Tomatensoße auf der Feuerstelle in der Hütte. Das Essen und den Topf hatten wir selbst mitgebracht. Es war eine neue Erfahrung über dem direkten Feuer zu kochen, aber es klappte. 

Mit dem Jungen Hüttenwirt quatschten wir ein bisschen und schließlich beschlossen wir, dass wir uns mit unseren Schlafsäcken an den Fluss setzen würden. Wir unterhielten uns und irgendwann blickten wir einfach nur noch in den Sternhimmel, an dem man viel mehr Sterne als zu Hause sehen konnte. Auch taten sich uns fremde Sternbilder auf. Dazu das Rauschen des Flusses. Wir zündeten eine von unseren selbstgebastelten Sternlaternen an und gingen später in unser Bett. 

Wir schliefen recht lange und den nächsten Morgen begannen wir mit einem Sonntagsfrühstück im Bett. Das habe ich schon lange nicht mehr gemacht :)

Nach dem wir unsere Hände und Gesichter und die Zähne am Fluss geputzt hatten, machten wir uns auf den Rückweg nach Warton. 

Das Wetter war an diesem Tag nicht ganz so schön und ab und zu wehte ein kräftiger Wind durch die Bäume. 

Als wir wieder unten am Fluss waren, aßen wir unseren letzten Proviant auf. Wir sonnten uns und als es dann an den Aufstieg zur Warton-Ranch ging, bemerkte ich, wie müde mein Körper einfach war. Wir waren aber auch ein ordentliches Stück gelaufen. 

Oben angekommen, gönnten wir uns Café, Kakao und Schokolade. Wir blickten über eine Wiese voller Löwenzahn auf die Berge, von denen wir gekommen waren und man hatte fast das Gefühl auf einer Alm in den Alpen zu sein. Es fühlte sich gut an. Unbeschwert und frei. Wir beide schrieben ein paar Dinge auf, die wir herausfinden wollen, denn immer wenn wir uns treffen, stellen wir uns manchmal Fragen, die keiner von uns so recht beantworten kann. Zum Beispiel haben wir uns gefragt, warum das Wasser des Rio Azul so dermaßen blau ist. Wir haben eine halbe Erklärung gefunden, aber wir wollen es eben noch genauer wissen :) Vielleicht hat ja auch einer von Euch Leserinnen und Lesern eine Antwort darauf?


Unser bestelltes Taxi kam jedenfalls pünktlich und zusammen fuhren wir wieder zurück nach El Bolsón, wo wir in den Bus einstiegen, der mich nach Lago Puelo und Helene nach Esquel brachte.


Wir haben schon neue Pläne geschmiedet und ich freue mich schon jetzt, auf weitere Abenteuer, die hier auf mich warten...


 23. Oktober 2017

Einen Tag später war wieder Schule. Claudia hatte Geburtstag und ich war am Nachmittag bei ihr eingeladen. Ich nahm die Einladung an und fuhr mit Klaus, Mona (Mann und Tochter von Claudia) und Monas Freund zu Claudia. 

Als wir ankamen, war bereits ein großer Tisch gedeckt und es gab typisch deutschen Kuchen - Schwarzwälder Kirschtorte und Käsekuchen. Ich freute mich ehrlich gesagt darüber endlich mal wieder etwas typisch deutsches zu essen :) (wobei sich das Essen jetzt nicht großartig von dem Essen in Deutschland unterscheidet). 

Außerdem machte ich die Bekanntschaft mit Campern aus der Schweiz und aus Deutschland, die gerade bei Claudia auf dem Grundstück in ihren Wohnmobilen wohnten. Unglaublich, wie wohl ich mich gleich bei dem Schweizerdeutsch gefühlt habe ;). Es war fast so, als sei ich bei René und Silvia oder Hans-Peter und Brigitte in Basel. 

Der eine deutsche, hatte sogar für zwei Jahre in Neumünster (Neumünster liegt 30 km nördlich von Kaltenkirchen, wo ich zum Teil ja auch mein Abitur gemacht habe) gewohnt - die Welt ist manchmal echt klein! 


Gegen Abend ging ich mit Mona und ihrem Freund, sowie Violeta, der Tochter von Loana (Sekretärin der Schule) zu den Pferden. Klaus fuhr uns mit dem Auto dort hin, da es ein ganze Stück war. Das Grundstück ist echt richtig groß! Violeta hatte etwas Angst und nahm die ganze Zeit meine Hand. Schließlich ritt sie aber mit Mona zusammen auf einem Pferd zurück zum Pferdestall. Ich führte das zweite Pferd und unterhielt mich ein wenig mit Monas Freund. 

Ich fühlte mich gut mit dem Pferd und genoss den Ausblick auf die Berge. 


Am Abend gab es selbst gebackene italienische Pizza, die super lecker war. Später fielen wir alle müde ins Bett. Es war ein richtig schöner Tag nach einem wunderschönen Wochenende gewesen :)

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