Reise in den Süden I Teil 1

Samstag, der 03. Februar 2018 bis Freitag, der 23. Februar 2018


Gerade sitze ich bei Claudia und Klaus unten vor der Werkstatt. Die Sonne scheint mir auf den Rücken, man hört hinter der Werkstatt die Schafe blöken, es erklingt Musik von Ed Sheeran und meine Gedanken sind mitten drin in der gerade zu Ende gegangenen Reise mit meinem Vater. 

Es begann vor drei Wochen, als ich morgens in den Bus nach Bariloche stieg. Ich war erwartungsvoll und ein wenig aufgeregt. Gleich würde ich endlich meinen Vater wieder in die Arme schließen können! Ein knappes halbes Jahr hatten wir uns beide auf diesen Moment gefreut und heute sollte er wahr werden. 

Mit dem Stadtbus fuhr ich zum Flughafen und stand an der Scheibe, wo man sehen konnte, wie lauter Menschen ihr Gepäck vom Band nahmen und sich in einer langen Reihe anstellten um die letzte Sicherheitskontrolle zu passieren. Nach einiger Zeit erblickte ich auch endlich meinen Vater und kurze Zeit später lagen wir uns in den Armen. 

Zusammen fuhren wir zu unserem Hotel. Am frühen Abend sahen wir uns den See an und genossen ein gemeinsames Abendessen im ”Manush“.


Sonntag


Als wir aufstanden, begrüßte uns herrlicher Sonnenschein. Wir frühstückten und ich konnte mein Glück kaum fassen, als ich Naturjoghurt entdeckte! Wer mich kennt, weiß, dass ich für mein Leben gerne Naturjoghurt esse. Leider gibt es in den Supermärkten in El Bolsón ausschließlich gesüßten Joghurt. 

Nach dem Frühstück schlossen wir uns einer geführten Tour an. Wir fuhren zum Cerro Campanario, wo wir oben eine fantastische Sicht auf die Seen hatten, die sich unter und ausbreiteten und in der Sonne glänzten. 

Weiter ging es nach Llao Llao, einem berühmten Hotel, und einer kleinen Kirche unterhalb des Hotels. 


Wieder zurück verbrachten wir unseren Nachmittag am See und im Zentrum.


Montag


Am Morgen wurden wir von einem kleinen Bus abgeholt. Wir fuhren ein kleines Stück Richtung El Bolsón und bogen dann links ab. Hier fanden wir uns in einem Nationalpark wieder. Wir fuhren immer tiefer hinein. Wir kamen an Seen und Flüssen vorbei, lasen uns das Warnschild der Pumas durch und kamen nach drei Stunden Fahrt an unserem Ziel an - dem Vulkan Tronador. Dem Donnerberg. Er heißt so, weil ständig Eisbrocken in die Tiefe stürzen und dort einen neuen Gletscher bilden. Der neue Gletscher ist ein ganz besonderer Gletscher, da er ein sogenannter Schwarzeisgletscher ist. Das Eis ist also wie der Name schon sagt nicht weiß oder gar türkis, sondern schwarz, da viele schwarze Partikel mit eingeschlossen sind, die dem Eis diese Farbe geben. 

Zunächst wanderten wir jedoch etwas näher an den Tronador heran. Viele Wasserfälle stürzten herab in die Tiefe und an einem Bach kühlten wir unsere Füße ab. 

Anschließend ging es zum Schwarzeisgletscher. Er mündet in einem milchig türkisfarbenen See. Erst fand ich das schwarze Eis ziemlich unscheinbar, doch irgendwie war es auch beeindruckend! 


Dienstag


Um 09:00 Uhr morgens fuhren mein Vater und ich los zum Flughafen. Ich war etwas aufgeregt, ob ich ohne weiteres ohne Reisepass fliegen können würde. Mein Reisepass lag in diesem Moment bei der Botschaft, da mein Visum verlängert werden musste. Ich hatte von der Botschaft extra ein Dokument beantragt, damit ich ohne Reisepass fliegen konnte. Ich stellte mich auf Diskussionen ein und vielleicht sogar einem Anruf bei der Botschaft. 

Schnell standen wir bei der Gepäckabgabe. Ich gab der Frau nur meinen Personalausweis und das schien ihr auch zu reichen. Sie fragte nicht mal nach meinem Reisepass. Als nächstes stand uns die Sicherheitskontrolle bevor. Hier wollen die Beamten normalerweise immer das Dokument sehen, doch heute war dort keiner und wir kamen einfach so durch die Kontrolle durch. Ich konnte es gar nicht fassen! So einfach war es also? Das war ja unglaublich... Aber um so besser. 

Wir stiegen ins Flugzeug ein und starteten. Von oben konnten wir noch einmal die Seenlandschaft betrachten, dann flogen wir in die Wolken. Es war ein ganz schön wackeliger Flug, doch nach knapp zwei Stunden kamen wir in El Calafate an. Ein Fahrer brachte uns in unser Hotel und wenige Zeit später schauten wir uns das kleine Städtchen an. Ich fand es ganz hübsch! Wir entdeckten eine deutsche Bäckerei und kauften dort Brezeln, Nussecken und Roggenbrot. 

Der Weg führte uns an den See, an dessen Ufer El Calafate lag. Es ist der Lago Argentino - der größte See Argentiniens. Die Farbe des Sees war atemberaubend. Helltürkis leuchtete er fast, wenn die Sonne darauf schien. 

Weil es dort unten sehr doll wehte, machten wir uns schon bald auf den Rückweg ins Hotel.


Mittwoch


Nach dem Frühstück wurden wir heute abgeholt und fuhren in einem kleinen Bus in die Richtung des berühmten Gletschers Perito Moreno. Darauf hatte ich mich schon lange gefreut!

Wir fuhren am Lago Argentino entlang und machten zwischendurch Fotos. Als wir irgendwann um eine Ecke bogen, tauchte der gewaltige Gletscher in der Ferne vor uns auf. Papa und ich entschieden uns für eine Bootsfahrt, damit wir das Spektakel der Eisabbrüche besser verfolgen konnten. 

Das Boot fuhr mit uns los. Gerade als wir nach oben auf das Deck gehen wollten, krachte es gewaltig und an der linken Seite rutschte ein riesiges Eisstück ins Wasser. Kleine Eisbrocken sprangen wieder aus dem Wasser und flogen Meter weit um dann wieder im Wasser zu versinken um letztendlich an der Oberfläche davon zu treiben. 

Nun standen wir an Deck. Es war ziemlich voll und wirklich kalt. Das Schiff fuhr die ca. 60m hohe Eisfront des Gletschers ab. Rechter Hand bildete sich ein kleines Gletschertor zwischen dem Gletscher und dem Festland. Als kleine Eisbrocken herunterfielen, fing ich an zu filmen. Mit einem Mal krachte genau dort ein Stück Gletscher ins Wasser, wo ich gerade die Kamera draufhielt. Es war ein absolut unbeschreibliches Gefühl und ich war richtig glücklich, dass ich diesen Moment mit der Kamera festgehalten hatte. 

Ein kleiner Tsunami erreichte das Boot jedes Mal, wenn viel Eis auf einmal ins Wasser abbrach.

Anschließend machten wir noch eine kleine Wanderung, um weitere Abbrüche des Perito Moreno zu beobachten. 


Donnerstag


Am Vormittag packten wir unsere Rucksäcke und fuhren nach El Chaltén. Auf der Fahrt konnten wir Guanacos, einen Fuchs und Cóndore beobachten. 

In El Chaltén bezogen wir unser Zimmer und unternahmen eine kleine Wanderung zum Wasserfall Chorillo del Salto. Auch dort konnten wir zwei Cóndore beobachten. Das Wasserfall selbst war ebenfalls toll. 

Weil wir noch nicht genug hatten gingen wir noch auf den Aussichtsberg Mirador de los Cóndores. 


Helene war am gleichen Tag, an dem wir mit dem Flugzeug geflogen waren, mit dem Bus nach El Chaltén gefahren. Am Abend kam sie zu uns ins Hotel. Die Wiedersehensfreude war groß, denn immerhin hatten wir uns das letzte Mal auf dem Zwischenseminar gesehen und inzwischen war wieder eine ganze Menge passiert. Während ich Chile bereist hatte, war sie oben im Norden Argentiniens gewesen.

Wir beschlossen die nächsten Wanderungen zusammen zu machen. Außerdem würde Emma mitkommen. Eine Studentin aus Heidelberg, die Helene im Bus getroffen hatte. 


Freitag


Zu viert trafen wir (Helene, Emma, Papa und ich) uns vor dem kleinen Supermarkt in El Chaltén. Wir besorgten noch ein paar Dinge und machten uns dann auf den Weg zur Laguna de los Tres. Die Laguna liegt direkt am Fuß des Cerro Fitz Roy. 

Der Weg dort hin war wunderschön. Leider verdeckten die Wolken den Fitz Roy. Der letzte Anstieg zur Laguna war wahnsinnig anstrengend, doch als ich oben stand, fand ich, dass es sich auf jeden Fall gelohnt hatte! Die Laguna war sehr hübsch und nach einer Pause beschlossen wir auf den zweiten Aussichtsberg zu gehen. Von hier aus konnte man außerdem die Laguna Suica sehen. Sie war tiefblau. 

Stück für Stück verzogen sich auch langsam die Wolken. Links sahen wir die erste Felsnadel aus den Wolken auftauchen. Wir hielten sie zuerst für den Fitz Roy. Sie sah beeindruckend aus und wir alle konnten nicht aufhören Fotos zu machen. Plötzlich tauchte rechts ein ganzes Stück weiter oben eine viel gewaltigere Granitnadel im Himmel auf! Der Fitz Roy! Wir waren alle beeindruckt von dem Versteckspiel mit den Wolken. 

Auf dem Rückweg machten wir eine Pause an der Laguna Capri. Von hier aus konnten wir den ganzen Fitz Roy erkennen. An den Felsen hingen Wolken und es sah so aus, als würde der Berg rauchen. Auf dem Wasser glitzerten die Strahlen der Sonne, die an der Oberfläche brachen.


Samstag 


Dieser Tag versprach der beste Tag vom Wetter her zu werden, sodass wir beschlossen den Aufstieg auf den Loma Pligue Tumbado zu wagen. Das erste Stück führte durch Wiesen und Wälder. Emma und Helene waren auch wieder dabei. Je höher wir kamen, desto schroffer wurde die Landschaft, bis am Ende kaum noch Pflanzen wuchsen. Wir stiegen bis zum Gipfel (1480m - El Chaltén liegt auf ungefähr 500m) und konnten kaum fassen, was wir für ein Glück hatten. Von hier aus konnten wir den Cerro Torre und den Fitz Roy wolkenlos betrachten und auch die umliegenden Berge waren eindrucksvoll. Außerdem konnten wir auf den riesigen Lago Viedma schauen, der blau zu leuchten schien. 

Auf dem Rückweg machten wir auf einer Wiese Pause. Auch von hier konnten wir den Cerro Torre und Fitz Roy sehen. Helene und ich hatten irgendwie noch etwas Energie über, sodass wir ein bisschen Akrobatik machten.


Sonntag


An diesem Tag, legten wir einen Pausen- und Organisationstag ein. Wir planten die kommende Woche und gingen zusammen mit Helene noch einmal zum Wasserfall. 

Am Abend trafen Helene und ich uns mit den vier Freiwilligen, Christiane, Vinz, Hanneli und Lisa. Wir unterhielten uns über Erlebtes und gingen dann schlafen.

Die kommende Woche bestand für meinen Vater, Helene und mich ein kleines Abenteuer bevor. 

Näheres verrate ich im nächsten Blogeintrag...

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