Eine neue Familie und eine ganz andere Erfahrung

Das Thema Umzug beschäftigt mich zur Zeit sehr. Ich war darauf eingestellt, dass ich in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen die Familie wechseln würde, aber dass es so kräftezehrend sein würde, konnte ich mir vorher nicht vorstellen. Auf der einen Seite ist es super spannend, so viele Einblicke in jede einzelne Familie zu bekommen und andererseits hat man jedes Mal damit zu kämpfen, sich alles wieder von vorne einprägen zu müssen - den Weg, die Straße, die Kilometerangabe für den Bus (es gibt keine Namen, sondern nur Kilometerangaben wo man wohnt, was es sehr sehr kompliziert in meinen Augen macht), die Küchenordnung, die Uhrzeiten, an denen es Essen gibt, das neue Bett und die neue Umgebung sowie auch neue Gerüche und neue Menschen und ihre Verhaltensweisen. 


Am 17. September zog ich für eine Nacht zu Claudia und ihrem Mann Klaus und ihrer Tochter Mona. Das Haus kannte ich schon von einem Besuch mit Loana (Sekretärin der Schule und Mutter) und ihrer Tochter Violeta.

Ich fühlte mich dort fast wie in Deutschland. Es gab wieder Butter und Käse und zum Frühstück Müsli und Milch. All diese Dinge hatte ich in den letzten Wochen nicht mehr gegessen - und es tat gut wieder ein bisschen, wie in Deutschland zu essen. 

Am nächsten Tag zog ich nach der Schule in das Haus von Yanina und ihren Kindern ein. 

Tags zuvor hatte ich mir das Haus mit Claudia zusammen angesehen, weil sie mich erst dort nicht hinschicken wollte, da Kaspar im letzte Jahr dort sehr krank geworden war, weil er in der Werkstatt schlafen musste. Allerdings sagte uns Yanina, dass ich oben im Haus schlafen würde - das einziges Problem was sich herausstellte war, dass es die nächsten Tage kein Wasser aus der Leitung geben würde, da irgendwelche Arbeiten an den Rohren weiter oben in Richtung Bariloche stattfinden - soweit ich das verstanden habe. 

Nun ja, damit würde ich wohl oder übel klarkommen müssen.

Einerseits war es ein bisschen abenteuerlich im Dunkeln zum Plumpsklo zu laufen und gleichzeitig durch ein „Fenster" ohne Scheibe auf den gegenüberliegenden Berg zu sehen und die Sterne betrachten zu können, während man dort drinnen saß, und andererseits war es super unhygienisch, sodass ich schon am zweiten Tag meine Feuchttücher herauskramte, um zumindest meine Hände Abends reinigen zu können. Bei drei Katzen und zwei Hunden war das für mich das aller mindeste. Das morgendliche Gesicht waschen und Zähne putzen, verschob ich in die Schulzeit, was mich doch etwas störte, da ich so Zeit für meine Arbeit verlor, aber es ging eben nicht anders. 

Wasser gab es aus dem nahe gelegenen Fluss. Ich traute dem jedoch nicht so ganz über den Weg um ehrlich zu sein und trank es nur abgekocht oder versuchte es gänzlich zu vermeiden, es zu trinken. Stattdessen nahm ich mir aus der Schule Wasser in meiner Flasche mit. 

Das duschen fiel komplett aus... am dritten Tag beschloss ich mir in der Schule die Haare zu waschen und mich wenigstens mit dem Waschlappen etwas zu reinigen. Das klappte auch. Es sagte auch keiner etwas dagegen - warum auch? Schließlich bot mir keiner seine Dusche an, sodass es für mich die einzige Notlösung war.

Am vierten Tag, dem Freitag, fuhr ich Abends nach Esquel zu Helene.(Dazu mehr im nächsten Blogeintrag.) Dort konnte ich dann endlich wieder duschen und auch meine Wäsche waschen!


Was lernt man aus diesen vier Tagen? 


  • Dass Wasser sehr kostbar ist und man es mehr schätzen sollte. Auch weiß ich jetzt umso besser, wofür ich das Wasser benötige und wieviel davon wirklich abhängt - das Körperliche Wohlbefinden und die Selbstverständlichkeit es einfach so trinken zu können. Auch habe ich wieder einmal mehr gelernt, erfinderisch zu werden und zu schauen, wie ich die Probleme auch anders lösen kann. Einerseits fand ich es schwierig damit umzugehen, gerade auch vor meiner Gastfamilie und andererseits habe ich eine neue Erfahrung dazu gewonnen. 

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