Ein Wochenende in Bariloche

Am Freitag nach der Arbeit packte ich meine Sachen zusammen, die ich für die nächsten zwei Tage in Bariloche brauchen würde. Dort findet ein Seminar zum Thema Konflikte statt, das von Viola, die schon bei meinem Vorbereitungsseminar da war und Andreas (mein Ansprechpartner bei Problemen in Argentinien) und Andreas (deutscher Lehrer, der in Kolumbien ein Projekt hat), organisiert wurde. 

Nachmittags verließ ich dann das Haus meiner Gastfamilie, um mich auf den Weg ins Zentrum von El Bolsón zu machen. Dort kaufte ich mir ein Ticket für nur $ 95 (4,75€) und stieg kurze Zeit später in den Bus "Via Bariloche" ein. Es war wunderbar gemütlich und man hatte jede Menge Platz. Außerdem saß ich in der zweiten Reihe oben im Bus und hatte die ganze Fahrt über einen tollen Blick auf die Landschaft, die sich von Minute zu Minute, auch durch die untergehende Sonne, veränderte. Jedes Mal, wenn der Bus erneut um eine Kurve fuhr, bot sich ein neuer Anblick. Ich machte viele Fotos und war so hingerissen von dem Anblick, dass ich einfach glücklich war.

Nach zwei Stunden konnte man das Lichtermehr von Bariloche schon von weitem erkennen.

Dort angekommen wurde ich von Mónica (Lehrerin der 2. und 3. Klasse) und Noelia (Erzieherin im Kindergarten) aus meiner Schule abgeholt. Sie waren schon am Vortag nach Bariloche gefahren. Zusammen fuhren wir zu einem Laden, wo wir Pizza, Salat und Pommes kauften. Weiter ging es dann zu unserer Unterkunft für die Nacht. Diese war in einem großen Haus, einer Lehrerin aus Bariloche. Ich hatte dort ein eigenes Zimmer mit Blick auf den See, der von schneebedeckten Bergen umrahmt war. Das sah ich am nächsten Morgen. 

In der Escuela Waldorf «La Semilla» trafen wir dann auf all die Teilnehmer des Seminars und ich sah Helene und Tobias wieder. Tobias ist der Freiwillige in der Escuela La Semilla. Außerdem war es auch sehr schön wieder Viola und Andreas zu treffen. Es tut gut Leute zu sehen, die aus dem eigenen Heimatland kommen, obwohl man diese auch erst seit zwei Monaten kennt. Es fühlt sich aber an, als sei es viel länger. 

Der erste Teil des Seminars war fast identisch mit dem, was wir auf dem Vorbereitungsseminar besprochen haben. Es war eben nur auf spanisch und das fand ich sehr gut. So konnte man bekannte Dinge noch einmal über eine andere Sprache erfahren. Dann teilte sich die Gruppe in zwei kleine Gruppen. Es wurde das Thema „Was ist eine Pause?"bearbeitet, indem wir versuchten mit Aquarellfarben einen Moment auf dem Papier einzufangen. Dann sollten wir eine Pause machen, um danach an einem fremden Blatt weiter zu malen. Es war ein komisches Gefühl eine fremde Farbkomposition zu vollenden. Man hatte das Gefühl in die Privatsphäre des anderen zu tief einzudringen.

Die zweite Aufgabe war ein Bild zu zweit zu malen. Man saß sich gegenüber und fing an ohne Worte sich auf dem Blatt auszudrücken. Mir saß eine ältere Frau gegenüber und ich hatte das Gefühl, dass wir super gut harmonierten. Wir gingen sehr ähnlich vor und malten fast ausschließlich mit gelb und rot - nur unseren Treffpunkt auf dem Blatt markierten wir mit blauer Farbe. Wir einigten uns ohne Worte und Gesten und in der Besprechung war es unser Bild, dass von Andreas (dem Lehrer) als das mit am schwierigsten zu interpretierende Bild herausfiel. Für mich war das Bild sehr logisch, aber die anderen mussten ja interpretieren. 

Nach der Mittagspause besprachen wir mit Viola das Eisbergmodell, das simuliert, wo der Konflikt wirklich stattfindet. Wir gingen sehr in die Tiefe und irgendwann beschlossen Helene und ich rauszugehen und uns zu unterhalten. Das tat echt gut. 

Nach dem Seminar fuhren Helene, Tobias und ich ins Zentrum von Bariloche, das ich ja schon etwas von meinem ersten Tag, als ich ankam, kannte. Wir gingen im "Manush" essen. Es war super dort und neben uns wurden wir direkt von einem Paar aus Buenos Aires angesprochen, die ein wenig deutsch konnten. Tobias erzählte, dass er ständig auf seine Nationalität angesprochen wird und das viele Leute in Bariloche europäische Vorfahren haben. Nach dem super guten Essen kauften wir in einem der vielen Chocolaterías Schokolade und aßen im Anschluss noch ein Eis. Das Kaufen der Schokolade war wahnsinnig umständlich. Man suchte sich aus, was man haben wollte und die Frau packte es in eine Tüte. Diese Tüte wurde dann weitergereicht und nochmal in eine Tüte gepackt und dort wollten wir auch bezahlen, aber wir wurden weitergeschickt zu einer Kasse, wo wir extra bezahlen mussten, um dann mit dem Bon wieder zur Frau zu gehen, die die Tüte in die Tüte gepackt hat. Dort konnte man dann seine Schokolade abholen. Mit dem Eis war es ähnlich, aber das sprengt glaube ich den Rahmen, wenn ich jeden Kaufablauf hier beschreibe. :)

Dann fuhren wir mit dem Bus zurück. Ich schlief dort, wo Helene untergekommen war. Das war sehr praktisch.

Den Sonntag verbrachten wir zwei wieder im Zentrum von Bariloche. Wir genossen es richtig. Wir gingen zu Anfang an den wunderschönen See und schauten uns das Panorama an. Dann gingen wir frühstücken und kauften uns in einem Laden mit lauter verschiedenen Dingen etwas. Außerdem gingen wir in einen Bücherladen. Das war toll. Es gab so viele Bücher über Geschichte, Musik, Kochen, und Autoren, wie Hermann Hesse und Enid Blyton. Vor allem bei den Kinderbüchern schwelgten wir in Erinnerungen. 

Dann machten wir uns auf den Rückweg. Wir nahmen den Bus mit der Nummer 55 und gingen davon aus, das dieser auch wieder an der Schule vorbeifahren würde, doch das war leider nicht der Fall. Stattdessen fuhren wir aus Bariloche raus und immer höher und höher in die Berge in Richtung eines Skigebiets. Wir fragten unsere Sitznachbarin, wie wir wieder zurückkommen können, aber es war ziemlich aussichtslos. Also stiegen wir bei der nächsten Möglichkeit aus und stellten uns an die Straße zum trampen. Wir hatten Glück. Eine mittelalte Frau, die gerade vom Skifahren kam, nahm uns mit und setzte uns direkt bei der Schule ab. Besser ging es fast gar nicht und wir waren so froh, dass wir unbeschadet und ohne Ärger aus der Sache rausgekommen waren. 

Abends fuhr ich dann mit Mónica und Noelia wieder zurück nach El Bolsón und schlief die letzte Nacht bei meiner bisherigen Gastfamilie.

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