Bergtour zum Gipfel

...und dann endlich stand ich oben. Ich hatte einen Blick auf eine wunderschöne Seenlandschaft und war einfach nur glücklich. Glücklich darüber, dass wir zu sechst auf dem ersten Gipfel standen, seit dem wir in Argentinien lebten. Glücklich darüber, dass sich der Weg nach oben gelohnt hatte. Und glücklich darüber, ein Gefühl von Freiheit zu haben!


Die Woche begann mit einem Umzug in die Familie des Erstklässlers Mateo. Das Haus sah ähnlich wie das von Camilla aus und stand sehr nahe am Rio Azul. Ich fühlte mich ganz gut da, aber da ich wusste, dass es nur für fünf Tage sein würde, konnte ich mich nicht wirklich einleben dort. 

Mateo verlangte sehr viel Aufmerksamkeit, was ich wirklich sehr anstrengend fand. Ich hatte kaum eine Minute für mich. 

Am 14.11. schickte ich den ersten Zwischenbericht an die FREUNDE. Diesen Bericht muss jeder Freiwillige nach drei Monaten schreiben. 

Ich finde es so unglaublich, wie schnell diese Monate vergangen sind. 

Dann kam der Donnerstag. Es war ein sehr aufwühlender Tag für mich. Morgens sprach ich mit Claudia darüber, ob ich drei Wochen im März freibekommen könnte, um mit meinem Vater reisen zu können. Sie fand das nicht wirklich gut, sodass ich letztendlich bei der Botschaft in Buenos Aires nachfragte, ob ich ein Dokument erhalten kann, mit dem ich in Argentinien ohne Reisepass (da mein Visum genau in der Ferienzeit verlängert wird) reisen darf. (Schon am nächsten Tag erhielt ich die Antwort, dass das klappen würde.)

Die Lehrer fragte ich noch am selben Tag, ob es möglich wäre, dass ich zwei Wochen im März fehle. Sie sagten mir, dass sie darüber nachdenken würden. Es ergab sich aber nicht mehr viel, sodass mein Vater und ich unsere Reise nun im Februar plane. Außerdem fragte ich, ob ich noch mehr im Unterricht eingebunden werden könnte und ob ich Klavierunterricht anbieten darf. Letzteres natürlich kostenlos und im Sinne meines Freiwilligendienstes.

Beide Anfragen (sozusagen ;)) wurden sehr willkommen geheißen. Auch begann ich ein Bild für Marta, die Kindergärtnerin, zu zeichnen. Sie hatte gesehen, dass ich gerne zeichnete und hatte mich gefragt, ob ich ihre Tochter zeichnen könnte. Sie schickte mir ein Foto, das ich später anfing zu zeichnen.


Am Freitag, dem 17.11.17 schlief ich Abends in der Schule. Ich nutzte die Gelegenheit und spielte endlich einmal wieder Klavier. Es war so schön! Übrigens habe ich noch Donnerstagabend eine Klavierschülerin bekommen. Die Tochter von Marta! Das freut mich natürlich sehr. 


Alleine in einer Schule zu schlafen fand ich ein bisschen unheimlich, aber ich genoss es auch sehr, einmal alleine zu sein. Diese Momente sind sehr selten hier, weil man einfach fast immer unter Menschen ist. Das kann super schön sein, aber manchmal auch recht anstrengend.


Am Samstagmorgen ging die Reise nach Villa La Angostura los. Der Ort liegt am selben See wie Bariloche und ist mit dem Bus von dort eine Stunde entfernt.

Im Bus traf ich mich mit Helene und zusammen fuhren wir los.

Wir tauschten und viel über die vergangenen Tage aus und freuten uns super doll, die anderen fünf Freiwilligen wiederzusehen. Wir hatten sie das letzte Mal auf dem Vorbereitungsseminar gesehen und das war nun wirklich schon etwas her.

In Villa La Angostura trafen wir auf zwei der fünf. Auf Lisa und Christiane. Wir fielen uns in die Arme. Es war ein super schönes Gefühl.

Gemeinsam gingen wir in die WG, wo uns Vinz und Hanneli erwarteten. Es gab Nudeln mit Tomatensoße. 

Die WG selbst war sehr hübsch. Es war eine Haushälfte, die eigentlich für Touristen gedacht ist. 

Etwas später trafen wir im Zentrum Hanna, die ihren Freiwilligendienst im Waldorfkindergarten macht. Sie lebt in einer Gastfamilie. Gemeinsam wanderten wir auf zwei Aussichtspunkte. Von dort oben konnte man die wunderschöne Seenlandschaft bewundern. 

Am Abend ließen wir es uns gut gehen. Ein wenig Alkohol wurde getrunken und wir spielten ein paar Spiele. 

Außerdem erzählten die anderen uns sehr unterhaltsam von ihrem Musikprojekt, in dem sie arbeiteten. Es wurde sehr spät und viel Schlaf bekamen wir alle nicht.


Am Sonntag beschlossen wir nach dem Frühstück zu einem Wasserfall zu wandern. Der Weg führte durch ein Waldstück in dem Mapuche wohnten und wurde immer urwaldähnlicher. Überall wuchs Bambus, es lagen viele Bäume auf dem Boden und insgesamt wirkte es sehr wild und gleichzeitig so, wie man sich Natur eben vorstellt.


Am Wasserfall angekommen, machten wir eine Pause und genossen das Rauschen des Flusses. Die ganze Zeit unterhielten wir uns, über all das, was wir erlebt hatten. 


Da wir alle guter Dinge waren, beschlossen wir auch noch zu einem Aussichtspunkt zu gehen. Der Weg wurde immer höher und schließlich sahen wir Schnee. 


Einige Zeit später erreichten wir den Aussichtspunkt. Es war traumhaft. Man konnte alles überblicken und fühlte sich unglaublich gut. Auch sahen wir einen Berg mit Gipfelkreuz. Es sah schon recht nah aus, aber es war auch klar, dass es trotzdem noch ein ganzes Stück bis dahin sein würde.


Trotzdem beschlossen wir den Aufstieg zu wagen. Immerhin hatten wir ja schon ein ganzes Stück geschafft. Ich war dennoch unsicher, weil Helene und ich nur Laufschuhe und keine Bergschuhe anhatten und klar war, dass wir damit durch den Schnee mussten. Klar war auch, dass unsere Füße dann auf jeden Fall nass werden würden. Helene entschloss sich dann, als es schwierig wurde, umzukehren und auf uns zu warten. Es ging ihr an diesem Tag nicht so gut und deswegen war es sicher die beste Entscheidung. Ich entschied mich dafür. 

Der Weg war verschneit, sodass wir uns unseren eigenen Weg suchten. Es war sehr steil und nicht gerade der stabilste Untergrund. Der Boden war unglaublich weich und man konnte schnell wegrutschen. Jedenfalls dann, wenn man wie ich, kein vernünftiges Schuhwerk anhatte. Ich war dadurch sehr langsam, aber schaffte es trotzdem recht gut. 


Dann endlich standen wir am Gipfelkreuz. Wir wurden von einem Wahnsinnsausblick belohnt und machten viele Erinnerungsbilder. 


Als es uns zu kalt wurde, begannen wir mit dem langen Abstieg. Erst wollte ich noch, dass meine Füße trocken blieben, aber dann merkte ich wie unsicher ich dadurch ging. Also beschloss ich, dass es egal war und sprang vergnügt durch den Schnee immer weiter nach unten. Im Wald wurde es etwas rutschiger und der eine oder andere setzte sich einmal eher unfreiwillig auf den Hosenboden :)

 

Beim Abstieg merkte man erst, wie steil der Weg war, aber man kam schnell voran.


Am Abend backten wir Empanadas, die echt super schmeckten. 


Am letzten Tag gingen wir zu einem Strand und was soll ich schreiben? - Es war wieder wunderschön! Blauer Himmel, Andenpanorama, kristallklares Wasser, das türkis war, überall gelb blühender Ginster und lauter fröhliche Gesichter, die ebenfalls diesen Anblick genossen. Der Strand war schwarz und Christiane erzählte mir, dass dies wegen eines Vulkanausbruchs in Chile vor einigen Jahren so gekommen war. Das fand ich irgendwie heftig.


Am Nachmittag verabschiedeten wir uns voneinander. Wir würden uns auf dem Zwischenseminar in Buenos Aires wieder sehen. 


Am Dienstag nach der Schule zog ich zu der Familie von Lukas, ebenfalls ein Erstklässler. Zu Lukas muss man sagen, dass er einerseits super süß sein kann, aber andererseits mit seinem ständigen Gesinge einem doch auch auf den Keks gehen kann. Er ist irgendwie sehr harmoniebedürftig und hat mich glaube ich sehr in sein kleines Herz geschlossen. Manchmal umarmt er mich oder streichelt meinen Arm oder meine Haare. Am Anfang fand ich es merkwürdig, aber ich glaube, dass er einfach diese Nähe braucht. Die beiden Eltern sind super nett und sehr sympathisch. Das Haus ist wunderschön gelegen. Es gibt einen Garten, in dem gerade die Pfingstrosen blühen und auch andere Büsche und Bäume. Man hat einen Blick auf den Piltriquitron, der Berg, auf dem ich mit Kaspar ganz zu Anfang war. 

Außerdem gibt es einen Pool und ich habe zum ersten Mal ein eigenes Zimmer, das trotzdem regelmäßig von Lukas aufgesucht wird. Und es gibt noch den Bruder Gabi, der nicht so gesprächig ist. 


In dieser Woche durfte ich das erste Mal im Unterricht der zweiten und dritten Klasse helfen. Ich malte zusammen mit der Klasse ein Tafelbild. Zu sehen war darauf ein See und eine Berglandschaft im Hintergrund. Außerdem säumten ein paar Bäume das Ufer. Es fühlte sich toll an, eine so coole Aufgabe machen zu dürfen.


Da die Sommerferien schon in drei Wochen beginnen, merkt man langsam, wie sich das Schuljahr dem Ende neigt. Es wird geplant und gebastelt und überall steckt Arbeit. Zur Zeit mache ich Mappen für die Kindergartenkinder. Sie sind für all die Bilder gedacht, die in diesem Schuljahr gemalt wurden. Jede Mappe bekommt eine Kordel, die die Seiten zusammenhält. 


Zudem wird geplant, in den Sommerferien ein neues Klassenzimmer zu bauen. Das finde ich spannend. Vielleicht kann ich da auch mithelfen :) 


Es wird Sommer. Man merkt es immer öfter. Der Wetterbericht hat für nächste Woche sogar über 30°C vorausgesagt. An Weihnachten denke ich da so gut wie gar nicht - wobei wir in Villa La Angostura beobachten konnten, wie an den Straßenlaternen Weihnachtsbeleuchtung aufgehängt wurde. Irgendwie sehr komisch. Es passt für mich einfach nicht zusammen. Sommer und Weihnachten...


Von links nach rechts: Lisa, Vinz, Hanneli, ich, Christiane und Hannah
Von links nach rechts: Lisa, Vinz, Hanneli, ich, Christiane und Hannah
Hier ist ein Link zu einem Video, das Hannah von unserer Bergtour gemacht hat!

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